Zerbrochene Seelen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Engel weinen nicht ----------------------------- "Nein...!" Nur langsam realisierte er die Worte, die seine eigenen Lippen verlassen hatten, doch sie schienen nicht wirklich seine eigenen zu sein. Seine dünnen Arme hatte er um seinen Körper geschlungen, zum Schutz vor der Person, die er am liebsten in seine Arme geschlossen hätte. Nein, nicht zum Schutz vor der Person, sondern vor dem Hass und der Verachtung mit der diese ihm entgegentrat. Das vermutete er zumindest, denn er wagte nicht in die smaragdgrünen Augen zu sehen. Er hatte sich diesen Moment, in dem er ihm seine wahren Gefühle, seine Liebe gestehen würde, so oft vorgestellt, doch niemals wäre ihm eingefallen, das es hier in dieser dunklen Gase, einen Tag nach den schwersten Misshandlungen seines bisherigen Lebens, passieren würde. Tränen liefen über seine Wangen und tropften zu ihren Gefährten auf den Boden, zerrissen erneut die ruhe des Staubs auf der Strasse. < Bist du noch da? Warum sagst du denn nichts? Bitte! Tu doch endlich etwas! Schrei mich an, Schlag mich, spuck mich an in deiner Verachtung mir gegenüber! Beschimpf mich mit meiner Liebe zu dir Ich werde es dir verzeihen! Nur bitte tu etwas!> Harry konnte alles mit ihm machen, denn seine Liebe zu ihm konnte durch nichts zerstört werden. Er hatte früh gelernt, das die zeit bei weitem nicht alle Wunden heilte. Man verdrängt sie nur. Irgendwo tief im inneren, wo kein Licht sie erhellte, doch sie waren da. Man sah sie nicht, doch sie waren einem bewusst... Diese Wunden waren es, die nicht heilten... Sie rissen immer wieder neu auf, bluteten und ertranken alles Schöne in ihrem roten Dasein, rissen alle Mauern nieder, bis man nur noch der Schatten seiner selbst war, genauso, wie die verzauberten Striemen, die seinen Körper übersäten. Und Rot sollte doch die Farbe der Liebe sein? Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Schluchzen, das seinen zierlichen Körper erschaudern ließ, sein zerbrochenes Herz erschütterte und eine neue Welle Schmerz durch seinen Körper jagte. Zögernd hob er seinen Blick und schaute in ein verwaschenes grün. Die schönsten Augen der Welt waren mit Tränen gefüllt, die nasse Spuren der Trauer auf den blassen Wangen seines Gegenübers hinterließen. Wieder ein Schluchzen. Warum weinte er?