Zerbrochene Seelen von abgemeldet
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Kapitel 6: Engel weinen nicht
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"Nein...!" Nur langsam realisierte er die Worte, die seine eigenen Lippen
verlassen hatten, doch sie schienen nicht wirklich seine eigenen zu sein. Seine
dünnen Arme hatte er um seinen Körper geschlungen, zum Schutz vor der Person,
die er am liebsten in seine Arme geschlossen hätte. Nein, nicht zum Schutz vor
der Person, sondern vor dem Hass und der Verachtung mit der diese ihm
entgegentrat. Das vermutete er zumindest, denn er wagte nicht in die
smaragdgrünen Augen zu sehen.
Er hatte sich diesen Moment, in dem er ihm seine wahren Gefühle, seine Liebe
gestehen würde, so oft vorgestellt, doch niemals wäre ihm eingefallen, das es
hier in dieser dunklen Gase, einen Tag nach den schwersten Misshandlungen seines
bisherigen Lebens, passieren würde. Tränen liefen über seine Wangen und
tropften zu ihren Gefährten auf den Boden, zerrissen erneut die ruhe des Staubs
auf der Strasse. < Bist du noch da? Warum sagst du denn nichts? Bitte! Tu doch
endlich etwas! Schrei mich an, Schlag mich, spuck mich an in deiner Verachtung
mir gegenüber! Beschimpf mich mit meiner Liebe zu dir Ich werde es dir
verzeihen! Nur bitte tu etwas!> Harry konnte alles mit ihm machen, denn seine
Liebe zu ihm konnte durch nichts zerstört werden. Er hatte früh gelernt, das
die zeit bei weitem nicht alle Wunden heilte. Man verdrängt sie nur. Irgendwo
tief im inneren, wo kein Licht sie erhellte, doch sie waren da. Man sah sie
nicht, doch sie waren einem bewusst... Diese Wunden waren es, die nicht
heilten... Sie rissen immer wieder neu auf, bluteten und ertranken alles Schöne
in ihrem roten Dasein, rissen alle Mauern nieder, bis man nur noch der Schatten
seiner selbst war, genauso, wie die verzauberten Striemen, die seinen Körper
übersäten. Und Rot sollte doch die Farbe der Liebe sein?
Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Schluchzen, das seinen
zierlichen Körper erschaudern ließ, sein zerbrochenes Herz erschütterte und
eine neue Welle Schmerz durch seinen Körper jagte.
Zögernd hob er seinen Blick und schaute in ein verwaschenes grün. Die
schönsten Augen der Welt waren mit Tränen gefüllt, die nasse Spuren der
Trauer auf den blassen Wangen seines Gegenübers hinterließen. Wieder ein
Schluchzen. Warum weinte er?