Zerbrochene Seelen von abgemeldet
================================================================================
Kapitel 30: der Nachmittag1
---------------------------
Nachdem Unterricht machte sich Harry mit gemischten Gefühlen auf zum See.
Einerseits hoffte er, dass Ron und Hermine ihre Freundschaft nicht einfach so
wegschmissen, andererseits wusste er nicht, wie er den Beiden von seinen
Gefühlen erzählen sollte. Den ganzen Tag hatte er nach den richtigen Worten
gesucht, doch er hatte sie nicht gefunden, zweifelte sogar daran, dass es sie
wirklich gab. Wie sollte man seinen Freunden erklären, dass man den Menschen,
den man eigentlich hassen sollte von ganzem Herzen liebt und das die Fürsorge
die sie selbst einem entgegenbringen schlimmer ist als jede Folter? Langsam
setzte er einen Fuß vor den anderen fast erschien es ihm, als wenn der Boden
unter ihm jeden Moment aufreisen und ihn verschlingen könnte.
Das Ufer des Sees lag noch verlassen da, Ron und Hermine waren noch nicht zu
sehen. Leichte Wellen schwappten an das grasbewehrte Ufer und alles wirkt ruhig
und friedlich. Nichts ließ auf das turbulente Leben unter der Wasseroberfläche
schließen. Die Tatsache, dass Harry im letzten Jahr ein der schlimmsten Stunden
seines Lebens hier erlebt hatte, als er glaubte die Wassermenschen würden seine
Freunde und die anderen unter der Wasseroberfläche ertrinken lassen, erschien
ihm jetzt fast absurd. Nichts erinnerte mehr an die Aufregung, die er mitgemacht
hatte.
Harry setzte sich und richtete seinen Blick auf das Quidditschfeld, das am
anderen Ufer lag. Vom Schloss her schollen einige Stimmen zu ihm herüber.
Langsam drehte er den Kopf um zu sehen, ob vielleicht Hermine und Ron auf dem
Weg zu ihm waren, doch an stelle von Hermines braunen Locken und Rons rotem
Schopf entdeckte er das tiefe schwarz von Blaise Haaren und den blonden
Haarschopf seines Engels. Blaise lachte und schlug den Weg zum Quidditschfeld
ein. Draco folgte ihm. Harry stellte fest, das Draco nicht lachte und auch sonst
kein Ton über seine Lippen kam. Er beobachtete, wie die Beiden das Seeufer
erreichten. Blaise schlug sofort den Weg zu Quidditschfeld ein, doch Draco
verharrte an der Wegzweigung und drehte sich zu Harry um, der nur fünf Meter
entfernt saß. Draco suchte die Augen des anderen und versank für einige
Sekunden in dem smaragdgrün. Ein leichtes kribbeln breitete sich in seinem
ganzen Körper aus und er wollte dieses Gefühl fest halten, auch wenn es wieder
eine Reihe verwirrender Bilder mit sich brachte.
Harry hielt während des ganzen Augenkontakts den Atem an. Er hatte Angst, dass
er diesen Moment der Einheit mit seiner Atemluft davon tragen würde. So war es
Blaise, der die Beiden wieder in die Wirklichkeit zurückbrachte. "Kommst du,
Draco?", Blaise war schon ein Stück voran gegangen, bis er gemerkt hatte, dass
Draco ihm nicht mehr folgte. Draco riss sich los und eilte zu Blaise. Zwang sich
zu einem Lächeln. "Ja, bin schon da!" Dann entfernten sie sich schweigend von
Harry.
Ron und Hermine hatten die Szene vom Eingang aus beobachtet und kamen nun den
selben Weg, wie zuvor Blaise und Draco herunter zum See. Als sie Harry
erreichten sprang dieser auf. Einen Moment sahen sie sich schweigend an, dann
brachte es Harry über sich, schluckte den Kloß in seiner Kehle herunter und
brachte ein leises: "Hallo!", hervor. Hermine lächelte ihn an und auch Ron
brachte ein kleines Lächeln zustande. "Sollen wir ein wenig gehen, oder wollt
ihr lieber hier sitzen bleiben?"; Harry war durch das Lächeln der Beiden
mutiger geworden. Hermine nickte: "Ich würde gerne ein Stück gehen." Also
gingen sie am Ufer entlang. Die ersten paar Meter brachte keiner von ihnen ein
Wort hervor. Harry ordnete noch einmal die Worte in seinem Kopf und setzte
schließlich an: " Ihr fragt euch sicher, warum ich euch hier her gebeten habe
und sicher hat es euch einige Überwindung gekostet überhaupt zu kommen. Ich
weiß, ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich hätte niemals so reagieren
dürfen, wie ich es getan habe, egal, was mich auch bewegt hat. Hermine es tut
mir so leid, dass ich dich ein elendes Schlammblut genannt habe. Du weißt, dass
ich dich sehr gerne mag und das hätte niemals passieren dürfen. Du bist meine
beste Freundin, hast dir sorgen um mich gemacht und ich trete deine Gefühle mit
Füßen. Ich habe dich sicher sehr enttäuscht und wenn ich einen Weg kennen
würde es Rückgängig machen zu können, glaub mir, ich würde es tun, ohne zu
zögern." Die ganze Zeit in der er sprach traute Harry sich nicht einmal
aufzusehen. Erst jetzt traute er sich zu Hermine aufzusehen, die Tränen in den
Augen hatte. Vorsichtig streckte er seine Hand nach ihr aus. "Bitte Hermine...
Warum weinst du denn?" Hermine lächelte. "Ich bin so froh, dass du langsam
wieder der alte wirst." Schluchzend fiel sie Harry um den Hals. "Ich verzeihe
dir." Harry glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Niemals hätte er
gedacht, dass Hermine ihm so schnell verzeihen würde.
Verdattert sah er ihr in ihre gütigen braunen Augen und brachte ein leises
"Danke!" zu Stande. Ein Blick auf Ron verriet ihm, dass dieser ihm nicht so
leicht vergeben würde. Im Gegensatz zu Hermine interessierte Ron nicht die
Gefühlsebene. Er wollte Fakten, die das schändliche Verhalten von Harry
vielleicht nicht entschuldigen, aber dennoch erklären konnten.
Sie hatten das Ufer erreicht, das am weitesten vom Schloss entfernt war. Ohne
Vorwarnung blieb Harry stehen. "Ich würde mich gerne hinsetzen, ich glaube,
dann kann ich es euch besser erklären." Seine Augen flehten die Beiden anderen
an. Hermine griff sofort zu seiner Hand und nickte. Ron zeigte keinerlei
Reaktion sondern setzte sich einfach ins Gras, was ihm einen Seitenhieb und
einen bösen Blick von Hermine einbrachte. sollte das bedeuten. Hermine setzte sich ganz nah zu
Harry. Seine Hand hielt sie immer noch fest in der Ihren und so konnte sie auch
das schwach Zittern spüren, dass Harry erfasst hatte. Was war nur in ihn
gefahren? Noch nie zuvor hatte sie ihn so erlebt. Sie suchte seine Augen und
stellte fest, dass der Glanz, den ihr Entgegenkommen in die schönen grünen
Smaragde gezaubert hatte mit einemmal verschwunden war. Sie wirkten wieder
ausdruckslos und leer. Irgendwie resigniert. Sanft und beruhigend ließ sie ihre
Fingerspitzen über seinen Handrücken tanzen und hauchte ihm einen zarten Kuss
auf die Wange. "Harry, was immer es ist, du kannst es uns sagen, wir sind deine
Freunde..." Ihre Stimme war leise und gebrochen. "... wir werden zu dir stehen,
du darfst uns nur nicht wieder weg schieben." Harry reagierte mit einem kaum
merklichen Nicken, doch Hermine registrierte es. Sie spürte wie ein Ruck durch
Harrys Körper ging und er sich aufrichtete. "Ich weiß, doch ich weiß nicht,
wo ich anfangen soll... es gibt so viel das ich euch erzählen muss, nein,
will." Harrys Stimme war nur ein schwaches flüstern. Aber Ron und Hermine sogen
jedes Wort auf. Sie sahen beide, die Tränen , die sich glitzernd in Harrys
Augenwinkeln sammelten, doch keiner der Beiden traute sich Harry zu unterbrechen
um ihn tröstend in die Arme zu schließen. So blieb Hermine dabei Harry ihre
Nähe zu zeigen in dem sie mit ihren Fingern über seinen Handrücken gleiten
ließ. Harry erzählte monoton weiter: "Eigentlich war es ein genauso trostloser
Sommer, wie die vielen anderen meines Lebens auch. Die Dursleys ließen mich
schwer arbeiten, ihre Beschimpfungen und Demütigungen waren so wie sonst, doch
das was diesen Sommer schlimmer machte als alle anderen zuvor, war die Tatsache,
dass ich mich jeden Abend, wenn ich ins Bett ging und einschlief, auf dem
Friedhof wieder fand. Jeden Abend sah ich wie Cedric immer und immer wieder
getötet wurde und immer wieder wurde mir meine Schuld an seinem Tod vor Augen
geführt. Ich versuchte es zu verdrängen und glaubte am ende der Ferien fast es
geschafft zu haben, doch dann kamen eure besorgten Fragen und rissen die Wunden
wieder auf, was schon schlimm genug war, doch was noch schlimmer war in eure
Augen sehen zu müssen und nichts als Sorge in ihnen zu sehen. Ihr könnt euch
gar nicht vorstellen, wie weh es tut Menschen die man liebt in Sorge um einen
Selbst zu sehen und selbst nichts dagegen tun zu können. Ich wusste nicht was
ich machen sollte. Ich konnte es nicht mehr ertragen und... und es schien auf
diese Weise so einfach zu sein." Harry atmete einmal tief durch. Ron und Hermine
schwiegen noch immer, als wenn sie ahnten, dass er noch nicht fertig war. "Und
es gab noch einen Grund. Ich hatte Angst euch von meinen Gefühlen zu erzählen
und wenn ich ehrlich bin, weiß ich auch jetzt noch nicht, wie ich es euch sagen
soll, aber ich werde es versuchen, weil ihr meine Freunde seit und ein Recht
habt es zu erfahren. Es gibt da jemanden, denn ich mehr liebe, als mein eigenes
Leben und ich weiß, dass ich ihn eigentlich hassen sollte, weil er der Sohn
meines Feindes ist, doch ich kann nicht anders als ihn zu lieben. Ich liebe
Draco und seit dem ich mir dessen bewusst bin, spielen meine Gefühle verrückt.
Manchmal erscheint er mir so weich, so verletzlich und dann einen Augenblick
später ist er wieder kalt und arrogant. Er hat mich im Hogwartsexpress
geküsst, als der Dementor kam und es war das schönste Gefühl, dass ich je
kennen gelernt habe. Und am ersten Abend hier, nachdem wir uns gestritten
hatten, traf ich ihn und er war so abweisend, so kalt. Ich fühlte mich so
verlassen von allen Menschen und wollte nur noch sterben.... Draco war es, der
mich davon abhielt. Ich glaube er liebt mich auch, doch er traut sich nicht es
zu zeigen, doch im nächsten Moment verlier ich alle Hoffnungen. Und was das
ganze noch schwerer macht zu verstehen, sind die vielen Verschiedenen
Erinnerungen, die immer dann auf mich einstürzen, wenn ich etwas Ruhe habe.
Nein, vielleicht ist Erinnerungen das falsche Wort, sie erscheinen mir zwar wie
Erinnerungen, aber eigentlich sind es nur Bilder. Sie sind immer
unterschiedlich, einige von ihnen sind wunderschön, die anderen dafür um so
schrecklicher. Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll..." Harry
stockte. Seine Tränen waren übermächtig geworden und ließen ihn keinen Ton
hervorbringen. Hermine schloss ihn in die Arme und auch Ron wirkte mit einemmal
besänftigt. Er hatte alle Informationen aufgenommen. Im ersten Moment war
entsetzt gewesen, dass ausgerechnet sein bester Freund schwul sein sollte und
sich dann auch noch in seinen größten Feind verknallt hatte, doch Harry schien
das ganze wichtig und deswegen verloren alle diese Aspekte ihren Schrecken. Er
war es auch der zu erst seine Sprache wieder fand. "Harry, was sind das für
Bilder?" Harry sah Ron in die Augen und erkannte, das auch dieser ihm verziehen
und vor allem auch verstanden hatte. "Ich weiß es nicht, mal sind es Bilder, in
denen Draco und ich glücklich vereint sind, dann wieder kämpfen wir
gegeneinander oder einer von uns beiden ist Tod und der andere weint um ihn.
Manchmal sehe ich auch, wie Draco von einer Horde Todessern gefoltert wird, wie
er zerbrochen in meinen Armen liegt... Ich weiß nicht, was diese Bilder
bedeuten... sie sind Unterschiedlich, aber doch gibt es eine Gemeinsamkeit. Ein
Symbol.... eine Schlange, mit dem Zeichen eines Halbmondes und ein Löwe mit
meinem Blitz, die zu verschmelzen scheinen, ich weiß nicht was es bedeutet,
doch es scheint wichtig zu sein." Ron und Hermine sahen sich an, keiner der
Beiden wusste, was er sagen sollte, so blieben sie einfach eine ganze Weile
zusammen am See sitzen. Erst als Harry sich etwas beruhigt hatte machten sie
sich gemeinsam auf zum Schloss.
Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)